Im Sommer 2024 reiste Tertianum Küchenchef Dominik Obermeier nach Kenia und besuchte das Furaha Phönix-Kinderhaus. Anlass war die Einweihung eines neuen Speisesaals und einer neuen Küche, die mit unserer Unterstützung modernisiert wurden.
Das Furaha Phönix-Kinderhaus in Barani, Kilifi, etwa eine Stunde von Mombasa entfernt, gibt rund 50 Kindern ein neues Zuhause und eine Zukunft. Denn Kenias Straßenkinder kämpfen täglich ums Überleben. Es sind Lebensumstände, die bei uns kaum vorstellbar sind: Kinder leben von Bettelei, suchen im Müll nach Essbarem, begehen kleine Diebstähle oder schnüffeln Klebstoff gegen das Hungergefühl. Das swahilische Wort ‚Furaha‘ bedeutet so viel wie ‚fröhlich‘ – das Furaha Phönix-Kinderhaus steht, wie das namensgebende Fabeltier, so für einen positiven Weg aus dem Elend. Wir haben mit Dominik Obermeier, Küchendirektor der Brasserie Colette Tim Raue sowie der Bewohnerrestaurants der Tertianum Premium Residenzen, über seine Erlebnisse in Kenia, kulinarische Inspirationen und bleibende Eindrücke gesprochen.
Herr Obermeier, in Deutschland entwickeln Sie zusammen mit Tim Raue das kulinarische Konzept der Brasserie Colette und der Tertianum Bewohnerrestaurants in Berlin, München und Konstanz. In Kenia erwartete Sie aber eine andere Welt. Wie waren Ihre ersten Eindrücke?
Ich wurde sehr herzlich empfangen. Der Furaha Phönix Kinderhaus e.V. arbeitet sehr eng mit dem Team vor Ort und so sind die Kinder Besuch gewohnt. Den Kindern geht es sehr gut im Kinderhaus und es ist alles vorhanden. Mir war vorher schon klar, dass ein kenianisches Kinderhaus eine ganz andere Welt ist als unser Leben in Deutschland, dennoch hat es mich emotional mehr berührt, als ich erwartet habe. Und das auf eine ganz positive Weise, denn die Menschen in Kenia haben eine große Lebensfreude. Die Reise war für mich eine Erfahrung, mit weniger auszukommen und dabei sehr glücklich zu sein.
Was haben Sie für die Kinder gekocht?
In Kenia geht es erst einmal darum, satt zu werden. „Fried chicken“ mit hausgemachten Pommes und Salat ist ein Klassiker, den viele Kinder auf der ganzen Welt lieben. Außerdem veranstalteten wir ein Grillfest, und ich versuchte mich an diversen Eintöpfen der traditionellen kenianischen Küche.
Was hat Sie am meisten beeindruckt?
Das ist die unglaubliche Lebensfreude, trotz der vielen schweren Schicksale, die die Kinder in ihrem kurzen Leben bereits verarbeiten mussten. Man erfährt von Kindern, deren Eltern von der al-Shabaab Miliz ermordet wurden. Manche Kinder wurden von anderen Kindern auf einer Müllkippe nahe Mombasa großgezogen, bis sie im Kinderhaus ein richtiges Zuhause gefunden haben. Nachdem man solche Geschichten gehört hat, hatte ich die Möglichkeit, für alle ein leckeres Essen zu kochen, und am Ende waren alle fröhlich, tanzend und lachend auf dem Hof.
Wie war es, in der kenianischen Kinderhausküche zu kochen? Die technischen Möglichkeiten sind sicher andere als in der Berliner Restaurantküche.
Man merkt schnell, dass drei Gasflammen reichen, um ohne Probleme ein gutes Essen für 50 bis 60 Personen zu kochen. Natürlich fallen dadurch einige Spielereien weg, die unser Essen hier etwas spannender machen. Am Tag nach meiner Rückkehr nach Berlin ging unser Vakuumierer kaputt – und dieser gefühlte Kontrast führte dann erstmal zu einem Lächeln bei mir.
Es gibt auch schöne Parallelen zwischen dem kenianischen Waisenhaus und unseren Seniorenresidenzen. Denn egal, ob in Barani oder Berlin, ein Speisesaal ist immer ein Ort der Begegnung, des Austausches und der Gemeinschaft.
Was haben Sie in Kenia noch erlebt?
Wir haben auch Ausflüge gemacht – die Natur Kenias ist unglaublich beeindruckend. Außerdem haben wir gemeinsam ein Sommerfest gefeiert, und ich habe viel über die Menschen erfahren können.
Darüber hinaus war das Kochen für die Jungen im Kinderhaus nur ein kleiner Teil meines Engagements vor Ort. Es gibt so viel, bei dem man sich einbringen kann und mit kleinen Mitteln große Erfolge in kürzester Zeit erreichen kann. Während meines Aufenthaltes haben wir es geschafft, die Grundsteine zu legen für eine Essensausgabe für die Menschen in der Umgebung, sowie für die Schüler in der benachbarten Schule. Denn diese können es sich kaum leisten, überhaupt an Essen zu kommen.
Wie war die Zusammenarbeit mit dem kenianischen Koch vor Ort?
Das gemeinsame Kochen mit Karisa Kithi, dem engagierten Koch des Kinderhauses, war wunderbar und wir haben viel voneinander gelernt. Ich habe ihn zum Beispiel einmal nach traditionellen Rezepten aus der Region gefragt. Seine Antwort war das typische „beefstew mit ugali und sukuma wiki“, ein Rindfleischtopf mit einem Brei aus Maismehl und einer regionalen Form von Grünkohl. Dieses Essen wird fast täglich gegessen. Ich hakte nach, was er denn kochen würde, wenn es einen feierlichen Anlass wie eine Hochzeit gibt. Daraufhin schaute er mich verständnislos an, als könnte er meiner Frage nicht folgen, und antwortete mit: ‚Na dann würde ich mehr davon kochen.‘ Sie freuen sich dort sehr über gutes Essen. Aber am Ende ist es immer das Ziel, wirklich satt zu werden, was den Menschen außerhalb des Kinderhauses leider oft nicht möglich ist.
Welche kulinarischen Inspirationen bringen Sie von der Keniareise mit?
Ich nehme die große Herzlichkeit der Menschen aus Kenia mit in unsere Küchen in Deutschland, dieses Gefühl von Leichtigkeit, Lebensfreude und dem Glück, dass wir zusammen sein können. Die kulinarischen Inspirationen finden zu besonderen Anlässen auch in unseren Bewohnerrestaurants der Tertianum Premium Residenzen Einzug. So haben wir bei einem kenianischen Nachmittag für unsere Bewohnerinnen und Bewohner Mandazi, eine kenianische Süßspeise, serviert. Schließlich ist kulinarische Vielfalt Teil des Konzeptes unserer Seniorenresidenzen. Die Küche der Tertianum Seniorenresidenzen ist anspruchsvoll und geprägt von Abwechslung sowie Qualität.
Und welche persönlichen Inspirationen nehmen Sie mit?
Neben der beeindruckenden Landschaft und faszinierenden Tierwelt sind es vor allem Kenias Menschen und ihr Optimismus, die einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen haben. Ich kehrte mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Demut nach Hause zurück. Dankbarkeit, zu wissen, was wir hier in Deutschland alles haben und als selbstverständlich ansehen können und ebenso Dankbarkeit für die Erkenntnis, wie wenig man genauso glücklich sein kann, wie wir es sind.
Vielen Dank, Herr Obermeier!
Über das Furaha Phönix-Kinderhaus
Im Furaha Phönix-Kinderhaus haben etwa 50 Straßen- und Waisenjungen ein neues Zuhause, eine Ersatzfamilie und den Zugang zu Bildung gefunden. Betrieben wird die gemeinnützige Einrichtung von einem Hamburger Förderverein. Der Förderverein arbeitet ohne eigene Verwaltungskosten oder Overhead in Deutschland; die gesamte Organisationsarbeit wird von Ehrenamtlichen geleistet. Neben dem Sammeln von Geld und Sachspenden und der nicht geringen Organisationsarbeit setzen sich die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder auch vor Ort ein. Die „Aktiven Kinderhausfreunde“ reisen mehrmals im Jahr nach Kenia, um vor Ort mit anzupacken und das Areal kontinuierlich auszubauen. So entwickelte sich das Projekt im Laufe der Jahre weiter; heute beschäftigt es 13 festangestellte Personen, verfügt über sechs Gebäude sowie einen Bolzplatz.
Weitere Informationen und Möglichkeiten zur Unterstützung finden Sie unter: www.phoenix-kinderhaus.de