Menü
Barrierefreie Architektur ist die Zukunft

Barrierefreiheit im Architekturstudium: Interview mit Sybille von Godin

Die Residenzberaterin der Tertianum Residenz München zu Gast bei Studierenden der TU Rosenheim
Sybille von Godin, Residenzberaterin der Tertianum Premium Residence München, mit Studierenden und Dozenten der TU Rosenheim

Sybille von Godin (1. Reihe, 1.v.r.), Residenzberaterin der Tertianum Premium Residenz München, mit Studierenden und Professoren der TH Rosenheim

Altersgerechte Wohnformen sind die Spezialität der Tertianum Gruppe. Doch nicht immer sind es Anfragen von potentiellen Bewohnerinnen und Bewohnern, die unsere Residenzberaterinnen erreichen.

So war Sybille von Godin, Residenzberaterin der Tertianum Premiumresidenz München, im Sommersemester 2023 als „Gastkritikerin“ für den Fachbereich Architektur an der Technischen Hochschule Rosenheim tätig. Wie es dazu kam und was sie dabei erlebte, berichtet sie uns heute.

Hallo Frau von Godin – Sie haben sich ja unlängst als „Gastkritikerin“ unter bayerische Studierende gewagt. Wie kam es denn dazu?

In diesem Fall ging es um die Beurteilung einer studentischen Abschlussarbeit zum Thema Senior Living. Diese Anfrage kam von Herrn Professor Linn Song von der Technischen Hochschule Rosenheim, der mich dafür freundlicherweise eingeladen hatte. Wir hatten bereits im Vorfeld zu diesem Projekt kooperiert, nun durfte ich sozusagen „Gastkritikerin“ bei der abschließenden Ergebnisvorstellung sein.

Worum drehte sich denn die Abschlussarbeit?

Nun, die Arbeit war Teil eines größeren Projektes namens „2nd Half Center Portugal“, das international ausgeschrieben war und von verschiedenen Gruppen bearbeitet wurde. Dazu wurde ein Stück Land in der Nähe von Leiria, Portugal, gewählt, für das die Studierenden eine seniorengerechte Residenz für rund 60 Personen und 10 Mitarbeitende entwerfen sollten. Dazu gab es allerhand Anforderungen, so sollten etwa bestimmte Räumlichkeiten und architektonische Aspekte von Anfang an mitberücksichtigt werden. „Accessibility“, das heißt die Barrierefreiheit der Immobilie, stand dabei im Vordergrund.

Das Vertiefungsprojekt, das Professor Longs Studenten bearbeiteten, drehte sich um kreative Lösungen für Seniorenwohnungen, also auch neue, unkonventionelle Überlegungen anzustellen. Rund 20 Projekte wurden vorgestellt – zum Beispiel Ideen ähnlich einer Bauernhof-Wohngemeinschaft, komplett mit Kräutergärten und einem eigenen Marktplatz. Oder ein Konzept, bei dem ältere Menschen mit jungen Familien unter einem Dach leben, sozusagen eine Seniorenresidenz mit Kindergarten.

Wieso in Portugal?

Portugal steht vor ähnlichen demographischen Herausforderungen wie Deutschland und der Rest von Europa: Mittlerweile besteht unsere Bevölkerung aus mehr Menschen über 65 als Menschen unter 15. Auf der Rangliste der Länder mit dem höchsten Verhältnis von Rentnern zur Gesamtbevölkerung belegt Portugal meines Wissens nach im Moment den vierten Platz.

Barrierefreiheit wird also als gesellschaftliche Herausforderung wahrgenommen?

Absolut. Als Betreiber einer Seniorenresidenz kennen wir natürlich die baulichen Herausforderungen, die das mit sich bringt. Dass aber junge Architektinnen und Architekten bereits früh daraufhin ausgebildet werden, Barrierefreiheit in ihren Entwürfen mit zu beachten, kann ich nur begrüßen.

Wie sah denn diese Kooperation im Vorfeld dazu aus?

Für junge Menschen ist dieses Thema sehr abstrakt und natürlich nur schwer zu greifen. Daher war es wichtig, dass sie sich im Vorfeld mit dieser Materie auseinandersetzen. Also bat Professor Long um einen Ortstermin hier in der Tertianum Premium Residenz München. So kam ich mit dem Thema in Berührung.

Wie war nun Ihr Urteil über die Ergebnisse?

Als Gastkritikerin hatte ich ja keinen Einfluss auf die Benotung. Meine Rolle bestand vielmehr darin, auf Barriere-Problematiken hinzuweisen, die die jungen Studierenden mangels Erfahrung nicht hätten wissen können – oder eben die Entwürfe anhand meiner Praxiserfahrung zu kommentieren. Dennoch muss ich sagen, dass ich schwer beeindruckt war von der Detailarbeit, die für solche Entwürfe nötig ist. Ich habe selbst keinen Hintergrund in Architektur, daher war es als Fachfremde hochinteressant, mit welchen Lösungen und Gedankengängen die Studenten die Herausforderungen barrierefreien Bauens angingen.

Die fertigen Entwürfe wurden im Anschluss auch im Kopfbau des Riemer Park in München öffentlich ausgestellt, was den Studierenden natürlich noch mal mehr Motivation gab.

Frau von Godin, vielen Dank für das Gespräch!