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Blog von Marit Meinhold – Episode 3

Student in Residence: Internet und Technik – auch im Alter aktuell

»Wir als geübte Internetnutzer sollten unseren Eltern und Großeltern nicht nur Geräte kaufen oder schenken und uns dann wundern, dass sie trotzdem keine Mails schreiben oder Dinge bei Amazon kaufen.

Technik und Seniorenresidenz – das sind zwei Bereiche, die nicht oft zusammen genannt werden, und wenn doch, dann mit der These, dass die moderne Technik bei den Senioren nicht angekommen ist. Es spricht einiges dafür, anzunehmen, dass Senioren sich mit Smartphone, Internet und Co. nicht so gut auskennen. Die neuen Generationen von Geräten folgen so schnell aufeinander, dass man selbst als geübter Nutzer den Überblick verlieren kann, was gerade aktuell ist. In der Öffentlichkeit sieht man kaum Senioren gebannt auf ein Smartphone blicken und auch in der Werbung wird die neueste Technik als erstrebenswert für ein junges, modernes Publikum dargestellt, nicht für Senioren. Für diese Zielgruppe wird der neue Fernseher dann lieber direkt mit der vereinfachten Bedienung geliefert, die nur noch die wichtigsten Tasten hat. Aber ist die Annahme denn berechtigt, dass Senioren die digitale Revolution nicht mitgemacht haben und sich auch nicht sonderlich für sie interessieren?

Laut der aktuellen ARD/ZDF-Onlinestudie* nutzten letztes Jahr knapp 90 % der Deutschen über 14 Jahre das Internet zumindest hin und wieder, drei Viertel der Bevölkerung nutzten es sogar täglich. Schaut man sich die Zahlen für die Nutzer über 60 Jahre an, steht da ein überraschendes Ergebnis. Drei Viertel dieser Altersgruppe nutzten das Internet ab und an und immerhin 44 % nutzten es täglich. Angesichts dieser Zahlen kann man nun wirklich nicht sagen, dass Internet und Technik keine Themen für Senioren wären. Woher kommt dann aber diese Wahrnehmung?

Erinnern Sie sich daran, wie lange es gedauert hat, bis Sie mit Ihrem ersten Smartphone gut zurechtgekommen sind? Wie lange mussten Sie alle möglichen Buttons ausprobieren, bis die Tasten beim Antippen nicht mehr vibriert haben und der Klingelton Ihnen gefiel? Viele der neuen Geräte, sei es ein Laptop, ein Smartphone oder ein Tablet, werden nur noch mit einer Schnellstartanleitung geliefert, die einem erklärt, wie man das Gerät zum Laufen bekommt, aber nicht, wie man es bedient. Ich persönlich sehe so etwas als spannende Herausforderung und mache mich dann direkt daran, alles Mögliche auszuprobieren. Für ältere Generationen scheint mir die Hemmschwelle allerdings deutlich höher zu liegen. Die Geräte kosten schließlich nicht gerade wenig und wer würde schon gerne das Risiko eingehen, die Neuerwerbung direkt durch falsche Bedienung kaputtzumachen. Natürlich gibt es zwischenzeitlich zu allen Bedienungsfragen Antworten im Internet, aber auch die muss man ja erstmal finden und dazu muss man das internetfähige Gerät bedienen können – ein Teufelskreis.

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Diese Hindernisse treffen – wie alle generellen Aussagen über eine ganze Altersgruppe – nicht auf alle Senioren zu. Auch unter den Senioren gibt es einige, von denen die sogenannten Digital Natives meiner Generation noch viel lernen könnten. Diese Leute haben die Anfänge der Digitalisierung nicht nur miterlebt, sondern durch ihre Arbeit mit ermöglicht. Und bei ihnen kann ich mit Sicherheit sagen, dass sie auch heute gut mit der Technik zurechtkommen und im Falle einiger Bewohner in der Residenz sogar anderen bei ihren Fragen helfen. Viele andere sind zwar neugierig, haben aber das Gefühl, dass sie schon zu weit abgehängt sind, um den Anschluss an die aktuelle Technik wiederzubekommen. Meistens liegt das Problem aber nur darin, dass sie niemanden haben, an den sie sich mit ihren Fragen wenden können. Seit meinem Einzug habe ich mir schon die verschiedensten technischen Geräte angeschaut, neu angeschlossen, bereinigt, beschleunigt oder auch nur bei einzelnen Programmen geholfen.

Mein Plädoyer aus diesen Erfahrungen ist folgendes: Wir ständigen Internetnutzer sollten unseren Eltern und Großeltern nicht nur Geräte kaufen oder schenken und uns dann wundern, dass sie trotzdem keine Mails schreiben oder Dinge bei Amazon kaufen. Wir sollten ihnen stattdessen zeigen, wofür wir das Internet nutzen und wofür sie es nutzen können. Wir sollten ihnen erklären, wie die Geräte bedient werden und wo sie Hilfe bei ihren Fragen finden. Meine Oma hat mir bestimmt schon vier- oder fünfmal erklärt, wie man Socken strickt, ohne die Geduld zu verlieren. Da kann ich ihr doch wohl geduldig einige Male erklären, wie sie mir über WhatsApp eine Sprachnachricht schicken kann oder wo sie den Anhang in einer E-Mail findet. Gleichzeitig sollten wir vielleicht auch unsere eigene Mediennutzung hinterfragen. Entschleunigung und Technik- oder Internetfasten liegen voll im Trend. Da können wir uns bei den Senioren noch etwas abschauen, denn den meisten scheint es überhaupt nicht schwerzufallen, auch einfach mal abzuschalten.«

*Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie 2017 (http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/onlinenutzung/internetnutzer/in-prozent)

Über das Projekt Student in Residence

Die Tertianum Premium Residences in Berlin, München und Konstanz folgen der Überzeugung: „Das neue Alter ist alterslos.“

Diesem Grundsatz entsprechend initiierte Tertianum das Programm „Student in Residence“: Ab dem Wintersemester 2017/18 wohnte eine Studentin für die Dauer eines Jahres kostenfrei in einer Stadthauswohnung der Tertianum Suites in Konstanz, inklusive 5-Sterne-Service. Im Gegenzug verbrachte die Studentin 20 Stunden im Monat mit den Bewohnerinnen und Bewohnern.

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